Ford Vairogs LKW 1938
1936 entstand im Riga, Brivibas gatve 14 die halbstaatliche Firma Vairogs (lettisch für "Schild") aus der ehemaligen Waggonfabrik Phönix. Vairogs begann 1937 mit der Montage von 3 to. Ford LKW, oft auch mit Imbert Holzgasgeneratoren. Lettland hatte kaum Erfahrung im Automobilbau und beschloß daher mittels einer Lizenfertigung eine eigene Automobilindustrie aufzubauen.
Später kamen PKW hinzu (offene Fahrzeuge waren im windigen und regnerischen Riga nicht beliebt) mit dem typischen Schriftzug auf dem Kühlergrill und einer anderswo noch Aufpreis-pflichtigen Heizung:
Fahrgestell,
Motor und Karosserieteile des V8 wurden auf dem Seeweg aus England in
den Rigaer Hafen verschifft und auf der Vairogs Linie von rund 30
Arbeitern montiert. Die
Polster stammen aus lokaler Fertigung. Die Ausbildung des Personals
übernahmen ursprünglich die Ford Kollegen aus Kopenhagen.
Zunächst hatte das Werk noch keine eigene Lackierstraße, die
Karossen mußten noch lackiert angeliefert werden.
Der Vertrag zwischen Vairogs und Ford sah vor, daß den Letten die
gleichen Optionen wie in den USA zur Verfügung stehen sollen. Also
konnte man auch Stoßstangenhörner, Außenspiegel,
Weisswandreifen, Radkappen und Nummernschildhalter bestellen. Der
Vairogs V8 war mit bis zu 7.850 Lats zwar teurer als ein V8 in den USA, aber immer noch
10-15% preiswerter als die Konkurrenz von Chevrolet, Opel, Renault und
Fiat. Auch der Kauf auf Kredit war im Baltikum möglich.
Ursprünglich angedacht war ein Ausstoß von 600 Ford V8
jährlich - eine Zahl die jedoch nie erreicht wurde, auch weil es keine
heimischen Zulieferer gab. Dennoch war
das Werk die größte Automobilfabrik aller baltischen
Staaten.
Eine siebensitzige Version des V8 mit verlängertem Radstand war als Taxen und für Behörden vorgesehen. 35 Vairogs V8 wurden auch mit Maschinengewehren für die heimischen Streitkräfte beschafft. Aber auch Leichenwagen, Ambulanzen, Busse, Feuerwehr- und Streifenwagen entstanden auf lettischen Ford Fahrgestellen.
Mit
dem Verlust der Unabhängigkeit Lettlands 1940 kam die Produktion zum
Erliegen, das Werk wurde verstaatlicht. Von
Oktober 1942 bis Sommer 1944 hatte die deutsche Flick Familie im
Vairogs Werk das Sagen. Bis zur Evakuierung Rigas im Juli 1943 wurden
noch Rüstungsaufträge abgearbeitet, dann wurde ein
Großteil der Einrichtungen demontiert. Nach der Besetzung
Lettlands durch die Rote Armee wurde aus dem Werk das "Rigas Vagonu
Rupnica" (Rigaer Waggonfabrik), bis in die 80er Jahre einziger
Lieferant von elektrischen
Straßenbahn Triebwagen in der UdSSR.
Fünf Vairogs Ford haben überlebt, drei davon stehen heute im berühmten Rigaer Automuseum.