Ford-Vairogs

Baujahre: August 1937 bis Juni 1940 in Riga, Lettland
Stückzahl: 322 PKW, rund 1.100 LKW, 200 Busse und eine unbekannte Zahl an Militärfahrzeugen (die Angaben hierzu schwanken je nach Quelle)

Ford Vairogs LKW
Ford Vairogs LKW 1938

1936 entstand im Riga, Brivibas gatve 14 die halbstaatliche Firma Vairogs (lettisch für "Schild") aus der ehemaligen Waggonfabrik Phönix. Vairogs begann 1937 mit der Montage von 3 to. Ford LKW, oft auch mit Imbert Holzgasgeneratoren. Lettland hatte kaum Erfahrung im Automobilbau und beschloß daher mittels einer Lizenfertigung eine eigene Automobilindustrie aufzubauen.

Ford Vairogs Junior

Später kamen PKW hinzu (offene Fahrzeuge waren im windigen und regnerischen Riga nicht beliebt) mit dem typischen Schriftzug auf dem Kühlergrill und einer anderswo noch Aufpreis-pflichtigen Heizung:

Vairogs V8 Fertigung
Ford Vairogs V8 Fertigung

Fahrgestell, Motor und Karosserieteile des V8 wurden auf dem Seeweg aus England in den Rigaer Hafen verschifft und auf der Vairogs Linie von rund 30 Arbeitern montiert. Die Polster stammen aus lokaler Fertigung. Die Ausbildung des Personals übernahmen ursprünglich die Ford Kollegen aus Kopenhagen. Zunächst hatte das Werk noch keine eigene Lackierstraße, die Karossen mußten noch lackiert angeliefert werden.
Der Vertrag zwischen Vairogs und Ford sah vor, daß den Letten die gleichen Optionen wie in den USA zur Verfügung stehen sollen. Also konnte man auch Stoßstangenhörner, Außenspiegel, Weisswandreifen, Radkappen und Nummernschildhalter bestellen. Der Vairogs V8 war mit bis zu 7.850 Lats zwar teurer als ein V8 in den USA, aber immer noch 10-15% preiswerter als die Konkurrenz von Chevrolet, Opel, Renault und Fiat. Auch der Kauf auf Kredit war im Baltikum möglich. Ursprünglich angedacht war ein Ausstoß von 600 Ford V8 jährlich - eine Zahl die jedoch nie erreicht wurde, auch weil es keine heimischen Zulieferer gab. Dennoch war das Werk die größte Automobilfabrik aller baltischen Staaten.

Eine siebensitzige Version des V8 mit verlängertem Radstand war als Taxen und für Behörden vorgesehen. 35 Vairogs V8 wurden auch mit Maschinengewehren für die heimischen Streitkräfte beschafft. Aber auch Leichenwagen, Ambulanzen, Busse, Feuerwehr- und Streifenwagen entstanden auf lettischen Ford Fahrgestellen. 

Mit dem Verlust der Unabhängigkeit Lettlands 1940 kam die Produktion zum Erliegen, das Werk wurde verstaatlicht. Von Oktober 1942 bis Sommer 1944 hatte die deutsche Flick Familie im Vairogs Werk das Sagen. Bis zur Evakuierung Rigas im Juli 1943 wurden noch Rüstungsaufträge abgearbeitet, dann wurde ein Großteil der Einrichtungen demontiert. Nach der Besetzung Lettlands durch die Rote Armee wurde aus dem Werk das "Rigas Vagonu Rupnica" (Rigaer Waggonfabrik), bis in die 80er Jahre einziger Lieferant von elektrischen Straßenbahn Triebwagen in der UdSSR.

Fünf Vairogs Ford haben überlebt, drei davon stehen heute im berühmten Rigaer Automuseum.

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