Ford 17m und 20m (P7a)

Baujahre:  August 1967- 1968 in Köln-Niehl
Stückzahl: 155.780
Motor: 1,7 Liter Köln V4 mit 70 PS (1,5 Liter 60 PS), 2 Liter Köln V6 mit 90 PS (2,3 Liter 108 und 125 PS), wassergekühlt mit hängenden Ventilen
Kraftübertragung: Vierganggetriebe a.W. "Automatic", Hinterradantrieb

Ford Taunus P7a
Taunus P7a (links 20m und daneben der kleine Bruder 17m)

Am 14. August 1967 wurden die neuen 17M und 20M Modelle in der Bonner Beethoven-Halle präsentiert. Sie sind die ersten Kölner Personenwagen seit Kriegsende, denen die Konzernmutter in Detroit offiziell den Namen des Firmengründers und Automobilpioniers Ford zubilligt. "Der Spiegel" enthüllt 1967 die Hintergründe für den Namenswechel: Schweigend nahmen die Ford-Leute Abschied von ihrem alten Namen Taunus. Auch wurde die "Taunomatic", Fords Getriebe-Automatik, stillschweigend in "Automatic" umbenannt. Über dem linken Auge und über der linken Heckleuchte prangt in chromfunkelnder Blockschrift der Name Ford. Nach fast 20 Taunus-Jahren endete damit eine widersinnig anmutende Ära: Obwohl deutsche Kunden die Kölner Modelle stets als Ford-Modelle ansahen, mußten die Kölner Autobauer unter Aufwand vieler Werbe-Millionen den Namen Taunus päppeln. Der Name Ford sollte US-Ford-Modellen vorbehalten bleiben, um Überschneidungen auf den Exportmärkten zu vermeiden. Ursprünglich war Taunus nur ein Modellname gewesen. Ford Deutschland benannte seine Erzeugnisse nach Landschaften und Städten. Die Namen waren, wie eine betriebsinterne Studie betonte, "im Hinblick auf die damalige Innenpolitik und die von ihr beeinflußte Volkspsyche äußerst geschickt gewählt". 

Besonders Max Ueber, jahrelang Verkaufs-Boss bei Ford, plädierte für den werbewirksamen Namen Ford, "weil wir sonst Prestige-Kapital verschenken". "Ein Großteil der Befragten verhielt sich dem Namen Taunus gegenüber indifferent", ergab schon eine 1959 durchgeführte Studie über den Verkauf in Deutschland. "In einigen Fällen konnten wir ... stark negative Reaktionen feststellen."
Daraufhin ließ Detroit die Zügel ein wenig locker. Vom Herbst 1961 an durften auch ausländische Ford das blaue Emblem wieder führen. Die Kölner hefteten das Oval, bei Ford-Fans "Pflaume" genannt, ihren Wagen an den rechten Kotflügel. Doch Ford am Rhein war mit Detroits Pflaume nicht zufrieden. 1965 erlaubte Detroit, wenigstens die Transporter "Ford Transit" zu nennen. Max Uebers Parteigänger wurden zahlreicher. Den Ausschlag gab 1966 eine zweite großangelegte Taunus-Befragung in Deutschland. "Höchstens jeder dritte Autobesitzer" so zeigte sich, verwendet zur "Identifizierung der Kölner Ford-Modelle den Zusatz Taunus". Da die Mehrheit die Wagen schlicht "17M" oder "Ford 17M" nennt, so folgerten die Marktforscher, erzwinge "der Sprachgebrauch keinesfalls die Beibehaltung von Taunus". Im Februar 1967 gab Detroit sein OK. Taunus war tot.

Die neuen P7 waren 8 cm länger, 4 cm breiter, schwerer und insgesamt protziger als ihre Vorgänger. Dies und die Tatsache, daß die schwereren Karosserien auf den simplen Fahrgestellen der Vorgängermodelle ruhten, sorgte für viel Kritik von der Fachpresse. Immerhin wurde serienmässig ein Zweikreisbremssystem mit Scheibenbremsen vorn eingebaut und die elektrische Anlage auf 12 Volt aufgerüstet. Die Kugelumlauflenkung des Vorgängers behielt man bei.  "Die Vernunft ist fort!" lauteten die Klagen in den Zeitungen und Zeitschriften in ironischer Anlehnung an den mit der Einstellung des Vorgängers von Ford aufgegeben Werbeslogan "Die Linie der Vernunft". Dies sorgte dafür, daß den neuen Modellen der Erfolg versagt blieb und Ford schon nach einem Jahr einen Nachfolger nachschieben mußte. Schnell prägte sich der Begriff "Kummerfalte" für den in Deutschland ungeliebten Hüftschwung. Das Wachstum kam vor allem dem Kofferraum zugute, während die Insassen mit ähnlichen Platzverhältnissen wie im Vorgänger auskommen mußten.

Zur Präsentation der neuen Baureihe schrieb Ford: "Repräsentative Karosserie mit zeitgemäßer, funktioneller Linienführung, Breitspurfahrwerk mit McPherson-Federbeinen, 3 robuste leistungsstarke V4-Motoren zur Auswahl, 3 verschiedene Getriebe, reichhaltig ausgestatteter Innenraum, Maximum an Sicherheitseinrichtungen – das ist in Kürze der Steckbrief für den neuen Ford 17M. Er wird in sechs verschiedenen Karosserievarianten – als zwei- und viertürige Limousine, Hardtop, drei- oder viertüriger "Turnier" und als Kastenwagen – angeboten. Mit den drei zur Verfügung stehenden Motoren – 1,5 Liter 60 PS, 1,7 Liter 65 PS und 1,7 Liter 70 PS – lassen sich daraus insgesamt 16 verschiedene Serienmodelle kombinieren.
Das schnittige, elegante 20M/TS Hardtop Coupe ist das Spitzenmodell der Kölner Ford-Produktion. Serienmäßig mit einem 90 PS starken 2-Liter V6-Motor ausgerüstet, kann es auf Wunsch auch mit einem 2,3-Liter V6-Motor geliefert werden. Die 108PS des 2,3-Liter Motors beschleunigen den Wagen aus dem Stand in nur 11,4 Sekunden auf eine Geschwindigkeit von 100km/h. Bei solchem Spurtvermögen werden schwierige Überholmanöver oder "Einfädeln" in fließenden Verkehr zum Kinderspiel. Mit 170 km/h Höchstgeschwindigkeit ist der 2.3 Liter 20M/TS auch das schnellste der neuen Ford-Modelle."

Reinhard Seiffert lobte in der "Auto Motor und Sport" die gute Gesamtqualität und die Ausstattung, sowie die leichte und übersichtliche Bedienung. Auch der  Komfort dank der weichen Federung, wenn man von einer gelegentlich trampelnden Hinterachse absah, und ein insgesamt niedriges Geräuschniveau fand Anklang. Heinz Kranz von Hobby meinte in seiner Zusammenfassung: “Wir sind uns nicht sicher, ob die Entscheidung zum “Volksstrassenkreuzer” auch wirklich des Volkes Wille ist. Der Warnschuss einer wirtschaftlichen Rezession hat den Repräsentationsdrang merklich gedämpft.” Und Reinhard Seiffert von AMS doppelte nach: “Ford hat beim 17M nichts anderes getan, als ein vorhandenes Modell in der Karosserie zu verändern und in einigen Details zu verbessern. Diese routinemässige Arbeit genügt heute nicht mehr, der Beinahe-Stillstand wird gegenüber der mehr Geld und mehr Ideen investierenden Konkurrenz zum Rückstand. Man wird bei Ford einige Klimmzüge machen müssen, um den Anschluss an den Stand der Technik und an den Markt wiederzubekommen.”

Ford Taunus P7a Produktion
Taunus P7a Produktion

Im Innenraum wurde das Thema "Sicherheit" mit dem neuen erstmals auch unten gepolsterten Armaturenbrett, dem neuen Lenkrad mit gepolsterten Speichen und der Einführung der Sitzlehnenarretierung für die zweitürigen Modelle weiter ausgebaut. Den 17M/20M gab es als zwei- und viertürige Limousine, Coupé, drei- oder fünftürigem Kombi - “Turnier” genannt - und als zweitüriger Kastenwagen. Diese Varianten konnten  mit verschiedenen Motoren von 1,5 bis 2,3 Liter Hubraum kombiniert werden, womit standen 35 Modelle zur Verfügung standen. Einen neuen Trend löste "Chef-Formgestalter" Uwe Bahnsen mit dem erstmals bei Ford Deutschland auf Wunsch lieferbaren Vinyldach aus. Beide Modelle hatten serienmäßig Gürtelreifen, die auf Stahlsportfelgen montiert waren. Die Vier- und Sechszylinder unterschieden sich fortan durch die Front- und Heckgestaltung.

Es sind in der Tat bewegte Zeiten, in denen das „RS“-Signet von Ford erstmals eine ganz eigene Interpretation von 1968er-Bewegung auf die Straße bringt: Fahrspaß pur. Vietnam, Nahostkonflikt und Prager Frühling prägen das politische Weltgeschehen, amerikanische Bürgerrechtler und europäische Studenten postulieren neues Denken und eine veränderte Weltordnung. Einen reizvollen Lichtpunkt in diesem ernsten Hintergrundrauschen setzte im März 1968 der Auftritt eines sportlichen Ford-Dreigestirns: 15M RS, 17M RS und 20M RS gaben sich die Ehre: In den Kölner Ford-Werken rollen jetzt die ersten Wagen des neuen RS-Programms vom Fließband, hieß es dazu in einer Presseinformation. Zum 15M RS und 20M RS, die bereits vergangenen September auf der IAA vorgestellt worden sind, kam jetzt als drittes Mitglied der RS-Familie noch der 17M RS hinzu. Alle drei RS-Typen sind jeweils als zweitürige Limousine, viertürige Limousine und als Coupé (15M) beziehungsweise Hardtop (17M / 20M) lieferbar. Mit insgesamt neun verschiedenen Modellen bringen die Ford-Werke damit ein „ausgewachsenes“ Programm sportlicher Wagen auf den Markt. Bereits der markante Auftritt der RS-Truppe demonstrierte den Anspruch des Fahrgeräts und die Ambitionen seiner Lenker. Dafür sorgten ein „funktioneller Grill“ mit reduziertem Chrom-Einsatz und Halogen-Zusatzscheinwerfern, schwarze Horizontal-Effektstreifen an den Flanken – beim 15M auch am Heck –, ein weiterer Streifen auf der Motorhaube sowie mattschwarze Zierblenden beim 17M und 20M RS. Die „14-Zoll-Spezialräder“ mit schlauchlosen Gürtelreifen waren bei den 15- und 17M´s silbergrau lackiert, beim 20M sogar verchromt. Radkappen und ähnlicher „Spießerkram“ waren dabei selbstredend tabu, stattdessen ging es um verchromte Radmuttern und Staubkappen sowie um schwarz abgesetzte Felgen-Innenfelder. Auch die Sekundärbotschaft der meist männlichen RS-Fahrer an die Damenwelt und an die Konkurrenz kam an. Sie lautete: Cool – also, wirklich cool – ist es dort, wo mein RS parkt! Ein Hingucker waren auch die Cockpits der Autos. Drehzahlmesser und Tacho in Großformat und zentraler Anordnung, garniert mit Ampere-Meter und Öldruckanzeige, ein kurzer Schaltknüppel mit holzgemasertem Knauf und Ledersäckchen um den Fuß und ein Lenkradkranz aus Holzimitat, das auch einem reinrassigen Sportwagen alle Ehre gemacht – alles drin, alles dran! Für den versprochenen „Dampf unter Haube“ sorgten drei Triebwerke, deren Leistung man bedenkenlos ausnützen kann, ohne für die Lebensdauer der Motoren zu fürchten, versicherte Ford. Denn sie wird nicht aus kleinen Motoren herausgeholt, sondern aus großen Hubräumen. Die größeren 17- und 20M RS waren mit prestigeträchtigen V6-Motoren ausgerüstet, wobei es die 90 PS starke Zwei-Liter-Version des 17M RS auf eine Beschleunigung von 14,2 Sekunden und 160 km/h maximales Tempo brachte. Am besten war in dieser Hinsicht naturgemäß der kräftigste Vertreter des Fahrspaßtrios, der 20M RS mit 2,3- Liter-V6-Triebwerk. 108 muntere Pferdestärken ließen ihn die 100-km/h-Hürde nach 11,4 Sekunden überspringen und bei freier Bahn waren 170 Sachen durchaus drin. Mit etwas Fantasie zeichnete sich an manchem Gedankenhorizont schon die 200-km/h-Grenze ab, damals so etwas wie die Lichtgeschwindigkeit für Serienautos. Auf den Asphalt gebracht wurde die für damalige Begriffe beeindruckende Dynamik von sportlich gestrafften Fahrwerkskomponenten „im Zusammenspiel mit großvolumigen Gürtelreifen“. Die Wahl der Außenfarbe war indes von größeren Qualen weitgehend befreit. Alle RS-Modelle werden in den Farben Rot oder Silbermetallic gespritzt.

In kleinen Stückzahlen entstand wieder in Uruguay der Serrana, ein Pick-Up auf P7a Basis.

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