Ford Neuseeland
Ford Kanada
ist zunächst für die Belieferung aller Commonwealth Staaten
mit
Ausnahme von Großbritannien zuständig. Die Colonial Motor
Company Ltd. in Wellington fungiert seit 1908 als Importeur für
Ford Modelle und eröffnet 1922 ein Montagewerk, in dem bis
November 1936 zerlegte Ford montiert werden. Über
37.000
T-Modelle kamen einzeln in Kisten aus Windsor nach Neuseeland. Deren Zusammenbau war ziemlich simpel und konnte am Straßenrand erfolgen: Die Holzkiste wurde geöffnet, die Achsen aufgebockt, Räder, Windschutzscheibe und Verdeck werden montiert, etwas Benzin eingefüllt, der Motor wurde angekurbelt und schon konnte man losfahren. Aus den Kisten wurden dann oft Wochenendhütten gebaut.
1936 wird die "Ford Motor Company of New Zealand" gegründet
und mit dem Bau eines modernen Werks in Lower Hutt (Seaview) nahe Wellington
begonnen. Im größten Fabrikkomplex werden
ab Oktober 1936 (zwei Monate vor Fertigstellung des Werks) die ersten
Ford V8 und
"Ten" (Modell CX)
gebaut. Die Nachfrage ist so groß, das schon 1938 die Anlagen um
50 Prozent (auf 48 Wagen täglich) erweitert werden müssen.
Im September 1939 tritt auch Neuseeland in den 2. Weltkrieg ein. Trotz
Treibstoffrationierung wird die Produktion nicht geschmälert. Doch
der Krieg zwingt bald zu einer Umstellung auf Rüstungsproduktion.
1940-45 werden 10.423
LKWs und
Kettenfahrzeuge montiert, zudem 5,7 Millionen Handgranaten und 1,2 Millionen Mörsergranaten.
Im Werk Seaview, Lower Hutt beginnt man 1946 mit der Produktion des
Fordson Major Schleppers und auch die ersten PKW laufen wieder vom Band.
Im ersten Nachkriegsjahr werden 2.870 PKW und LKW, sowie 201 Traktoren
produziert. 1947 sind es schon 5.151 Einheiten. 1949 werden
allein 2.183 Traktoren fertig gestellt, bevor es zu
Devisenschwierigkeiten kommt. Wurden zuvor Teile aus Kanada und England
verbaut, können fortan nur noch aus Dagenham angelieferte
Komponenten verwendet werden, was den Bedarf bei Weitem nicht decken
kann. Das Werksgelände erstreckt sich nun bereits auf 5,74 Hektar,
verfügt über ein eigenes Kraftwerk und einen Gleisanschluss. 1950 feiert man den fünf-tausendsten Traktor.
Mit 80 Verkaufsstellen und 600 Mitarbeitern gehört das Werk zu den größten Industrie Betrieben im Land.
Die englischen
Consul und Zephyr Modelle werden
1951 in Neuseeland eingeführt, der kanadische V8 Custom ergänzt
das Angebot nach oben.
Auch kleinere Fahrzeuge kommen ins Programm: Die
Anglia 100E (in Neuseeland als "Anglebox" bekannt) und der viertürige
Prefect werden ab 1954 montiert. Später kennzeichnet auch die
Consul Classic Modelle das Typenschild mit "Made in Petone, NZ", der
Consul Capri wurde dagegen stets importiert.
Während ihres Neuseeland Besuchs im Jahr 1954 besucht Queen Elisabeth
II das dortige Ford Werk.
Ford Werk Lower Hutt 1974
Der brandneue
Cortina wird 1962 eingeführt.
Die guten Verkaufszahlen rechtfertigen ein eigenes Ersatzteildepot,
das 1965 in der Hauptstadt Auckland seine Tore öffnet.
1971 kommt wieder hoher Besuch: Henry Ford II stattet Ford in Auckland und Wellington einen Besuch ab. Sicherlich hat es ihn gefreut,
daß die dortige Regierung gerade 143
Zephyr
als Streifenwagen bestellt hatte.
Ford geht weiter auf Expansionskurs, 1972 eröffnet ein neues Getriebe-
und Chassiswerk in Nanukau City, Wiri. Ein Jahr später rollt in Wiri
der erste
Falcon vom Band, ein Modell, das praktisch
unverändert von den australischen Nachbarn übernommen wurde. Mit
Ausnahme der Falcon/Fairmont Baureihe und einigen wenigen amerikanischen
Modellen wurden bis zur Schließung 1988 hauptsächlich englische
Ford, aber auch Sierra Turnier montiert.
Mit der Übernahme von Mazda durch Ford ändert sich das Bild. Ein
Joint-Venture "Vehicle Assemblers of New Zealand (VANZ)" genannt, baut bis
1997 Mazda 323 und 626 zusammen mit den auf der gleichen Bodengruppe basierenden
Ford Laser und Telstar Modellen. Der große Nachbar Australien importierte
im Gegensatz dazu seine MAZDA Modelle stets direkt aus Japan.
Der australische Kontinent ist reich an Bauxit, dem Rohstoff für die
Aluminiumgewinnung. So verwundert es nicht, daß Ford sein einziges
Werk für Alufelgen 1985 ausgerechnet in Wiri eröffnet. Ende der
80er Jahre werden die Aktivitäten in Neuseeland neu formiert, das Hauptquartier
wird nach Nanukau City verlegt, das alte Werk in Lower Hutt geschlossen.
Importe dominieren nach Senkung der Einfuhrzölle immer mehr den
neuseeländischen
Neuwagenmarkt, eine eigene Fertigung wird somit für alle
Hersteller
schlagartig unrentabel. 1997 wird VANZ geschlossen, 2001 auch das
Alufelgen Werk
(dessen 550 Mitarbeiter mittlerweile auch Motorenteile fertigten)
verkauft.
Seitdem unterhält Ford nur noch kleine Werke mit 100 Mitarbeitern
in Lower Hutt und Auckland, die Fahrzeuge werden zumeist aus Europa
importiert.
Startaufstellung zur V8 Superstar Serie in Pukekohe, Neuseeland
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