Ford Österreich
Gräf-Ford
V8

Baujahre: ca. 1936/37 in Wien, ca. 150 Stück
Motor: Ford Seitenventil V8 mit 3620 ccm Hubraum und 90 PS

1893 gründeten die Brüder Franz, Heinrich und Carl Gräf in Wien eine Werkstätte, in der 1898 das weltweit erste Automobil mit Vorderradantrieb entstand. Schon 1897 bauten die Gräfs eine Heckmotor Voiturette, die jedoch nie vermarktet wurde. Nach dem Eintritt von Wilhelm Stift 1901 erfolgte die Gründung von Gräf & Stift (ab 1904 in Wien-Döbling). Stift baute zuvor schon Fahrzeuge der Marke Celeritas. Willy Stift war bemüht nur beste Qualität ohne Rücksicht auf Kosten zu liefern, die Brüder Karl, Franz und Heinrich Gräf lieferten den technischen Hintergrund für dieses ehrgeizige Unternehmen.
Die Firma baute ab 1905 vor allem große Limousinen (auch für Kaiser Franz Joseph) und kleine Busse (ab 1908 Touristenverkehr in den Dolomiten). Nach 1908 konzentrierte man sich auf große Vierzylinder mit 4.240, 5.880, 7.320 und sogar 7.684 ccm Hubraum. Im ersten Weltkrieg baute man auch Lastwagen. Nach dem 1. und 2. Weltkrieg wurden vor allem Lkws und Autobusse (produziert in Wien-Liesing) ausgeliefert.

Ein neues, kleineres Modell mit 1.940 ccm kam 1922 auf dem Markt. Der neue OHC Sechszylinder mit 7,7 Liter Hubraum erreichte schon über 140 km/h, einige wurden als Rennwagen eingesetzt. Die letzten Gräf & Stift waren 3.895 ccm Sechszylinder und der fantastische SP8 mit einem 6 Liter OHC Achtzylinder Motor und 125 PS. Dieser Typ wird durch den ersten in Österreich gebauten Monoblock-Achtzylindermotor angetrieben. Das Auto weist noch einige weitere technische Besonderheiten auf: es ist mit Doppelzündung, einer Zentralschmierung, einer Bremsunterstützung und einem zuschaltbaren Schnellgang ausgerüstet.
Karosserie Betriebe wie Armbruster, Kellner und Jech bauten wunderschöne Aufbauten.

Gräfford V8 Luxus-Kabriolett nach Wiener Geschmack
Gräfford V8 Luxus-Kabriolett nach Wiener Geschmack

1907 wird der erste Ford in Österreich verkauft, nachdem ein Wiener Autohändler einige Modell N direkt aus Detroit importierte.
1920 werden die ersten Ford aus den USA per Schiff über Triest nach Österreich importiert. Durch die Schwierigkeiten, die sich aus den Einfuhrrestriktionen in der ersten Republik ergaben, war der Import von Ford Fahrzeugen nach Österreich sehr beschränkt. Erster Händler in Österreich war 1923 das Autohaus Köllensperger in Innsbruck. Richard Straub in Linz bot 1927 den "1½ Tonnen Schnell-Lastwagen" für 10.000 Schilling an. Er bot zudem den Fordson Schlepper an.

Da die großen, luxuriösen Gräf & Stift 8 Zylinder nur in kleinen Stückzahlen verkauft wurden, versuchte man es ab 1934 zu erst mit dem Lizenz-Bau eines Citroen 6 Zyl. (Gräf & Stift MF6, ca. 150 St.) und dann mit dem Gräf-Ford V8. Von dem wurden allerdings 1936 und 1937 auch nur ca. 150 Stück gebaut, denn das Fahrzeug war in Österreich nicht besonders beliebt. Alle für die Produktion des MF6 benötigten Teile wurden in Österreich gefertigt. Der Gräf-Ford war ein Ford V8, ähnlich den in Frankreich von Matford, bei Vairogs in Lettland und von MAVAG in Ungarn gebauten Exemplaren. Nur an Details konnte man den Unterschied zum deutschen V8-Modell erkennen, denn die Österreicher verbauten teilweise einen Teile-Mix der Modelljahre '36 und '37. Dabei verwendeten sie mindestens 75 Prozent inländische Bauteile um das Fahrzeug als heimisches Produkt vermarkten zu dürfen.

Der Gräf & Stift C12 war 1938 der letzte Versuch in der Luxusklasse präsent zu sein. Um Entwicklungskosten zu sparen hatte man wurde beim C12 der Lincoln V12 Motor verwendet. Nach dem Anschluss Österreichs musste mit der Umsetzung des  Schell-Plans zur Typenvereinheitlichung der Bau von Personenautos bei Gräf & Stift eingestellt werden. Zuletzt verließ ein Zwölfzylinder C12 Prototyp die Hallen. Die Werke in Wien-Döbling waren stark in die Motorisierung der Wehrmacht eingebunden. So wurden hier vor allem LKW und der von Steyr entwickelte Raupenschlepper Ost gebaut.

Durch die Kriegsereignisse wurde der Fahrzeug-Import komplett unterbrochen. Das Ford Gelände in der Salzburger Fürbergstraße wurde für die deutsche Kriegsmaterialproduktion verwendet. Zum Kriegsende wird das Areal von den Amerikanern beschlagnahmt und für eigene Zwecke verwendet. Das Areal Fürbergstraße 51 lag an der damaligen Bundesstraße 1, außerhalb der Stadt Salzburg. Es hatte ein Gleisanschluss, war direkt an der Westbahn gelegen und hatte somit strategische Bedeutung während des Krieges. Am 19. März 1945 wurde in Wien die „Ford Motor Handels- und Werkstätten Ges.m.b.H.“ gegründet (Direktor Hans Stock), die sich hauptsächlich mit der Reparatur von Fahrzeugen beschäftigte.

1946 erfolgte die Übersiedlung der Firma nach Salzburg (Fürbergstraße), in die damals amerikanisch besetzte Zone Österreichs. Trotz großer Schwierigkeiten konnten in den ersten Jahren englische Traktoren und amerikanische Personenwagen für Angehörige der amerikanischen Besatzungsmacht importiert werden. Im Rahmen von Koppelungs- und Kompensationsgeschäften gelangten auch einige Ford Fahrzeuge aus England und Deutschland an österreichische Kunden. Einer der prominenten Kunden, der Schauspieler Willy Forst, übernahm seinen Lincoln direkt in der Fürbergstraße. 1950 übernimmt Generaldirektor Erhard Vitger die Leitung der „Ford Motor Handels- und Werkstätten Ges.m.b.H.“ Die Firma Hinteregger beginnt 1950 in Salzburg Fürbergstraße als Ford-Importeur für Ostösterreich und Wien. Ford Fahrzeuge werden in geringer Zahl importiert, hauptsächlich werden Reparaturen aller Art für alle Fahrzeugmarken durchgeführt. Die Reparaturmöglichkeiten sind von der Ersatzteilverfügbarkeit abhängig, die Verwendung von Altteilen ist die gängige Lösung. Im Westen erfolgt der Fahrzeugimport für Ford-Produkte über die Gebrüder Köllensperger in Innsbruck. Die Firma Reisinger in Graz versorgt den Süden Österreichs.


V4 2-Takt LKW Dieselmotor

Viel später kommen Gräf & Stift sowie Ford wieder zusammen: Gräf & Stift baut in den 50er-Jahren einen einzigartigen Diesel V4 und V6-Motor nach dem 2-Takt-Prinzip mit Kompressor. Diese Motoren wurden von der AVL/Prof. List in Graz konzipiert und für Gräf & Stift Reisebusse zur Serienreife entwickelt. Leider erwiesen sie sich in den Ford FK-LKW als recht unzuverlässig und trugen somit ihren Teil zum Untergang der LKW Produktion bei Ford in Köln bei.

Erst die Liberalisierung im Januar 1954 öffnete den Ford Fahrzeugen das Tor nach Österreich. Es kam zu einem schnellen Ausbau der Händler- und Werkstättenorganisation. In dieser Zeit erfolgten die Importe durch die Händler direkt, während die Ford Gesellschaft nur eine koordinierende und unterstützende Funktion ausübte.
1954 wurde in Salzburg eine Ford-Importgesellschaft gegründet (ca. 20 Händler). Alle Fahrzeuge werden nun per Bahn angeliefert, am Hauptbahnhof Lastenstraße entladen und auf eigener Achse in das Betriebsgelände überstellt und unverzollt auf Lager genommen. Der Weitertransport zum Händler erfolgt nach Einzelverzollung, erst durch die Firma Intercont, später durch Lagermax auf eigener Achse. Es gab auch im Winter nur Sommerreifen, aber erste Frostschutzmittel im Kühler werden verwendet. Jedes Fahrzeug bekam eine 1 kg Dose Originallack und eine kleine Dose für Ausbesserungsarbeiten mitgeliefert. Auch Bordwerkzeug lag jedem Fahrzeug bei. Die Lagerung der Fahrzeuge erfolgte mit abgeklemmter Batterie und entlasteter Kupplung je nach Fahrzeugtyp mittels Spreizholz. Es wurden im Durchschnitt 100-180 Fahrzeuge gelagert, die Tagesauslieferung betrug ca. 5-8 Fahrzeuge.
1955: Ende der Händlerimportgesellschaft und Beginn der Ford Motor Company in Salzburg in der Fürbergstraße. Die Ford Motor Company führte als erstes Unternehmen in Österreich die 40 Stunden Woche ein (die damals gängige Arbeitszeit betrug 48 Wochenstunden). Erste technische Schulungen der Händler wurden in Wien gestartet.
1956: Der erste Kundendienst-Kombiwagen mit Testgeräten und Spezialwerkzeug unterstützt die Fordhändler. Es werden sowohl englische als auch deutsche Kundendienstlehrer für die ersten Mechanikerschulungen in der Fürbergstraße und bei großen Händlerbetrieben eingesetzt.
Ab 1956 erfolgt die Anlieferung der Neufahrzeuge per Bahn in die Fürbergstraße. Es entsteht ein Zentrallager mit anfangs 400 Einheiten. Der Versand an die Händler erfolgt nun per Bahn über die Zollfreizonen Wien, Linz oder Graz. In dringenden Fällen kommt ein Übersteller zum Einsatz. Die Verzollung erfolgt täglich in der Fürbergstraße.
Im Januar 1957 übernahm die Ford Motor Handels- und Werkstätten GmbH den Import von deutschen, englischen und amerikanischen Ford Produkten und errichtete in Salzburg/Parsch ein Zentrallager. Ein Jahr später wurde von den Ford Werken Köln und der Kredit AG für Ford Fahrzeuge eine neue Firma gegründet, die die Agenden des bisherigen Unternehmens übernahm. Es war dies die Ford Werke AG-KG, ebenfalls mit Sitz in Salzburg. Im August 1958 wurde am Opernring in Wien ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Behördenkontakte eröffnet, welches dort bis Ende 1994 bestand.
Im Rahmen von Umstrukturierungen von Ford in Europa, wurde die österreichische Ford Gesellschaft der Organisation „Ford International“ direkt unterstellt. Dadurch kam es am 24.2.1964 zu einer Umbenennung in „Ford Motor Company (Austria) KG“.

1971 wurde Gräf & Stift mit der Österreichischen Automobil Fabriks-AG zur Österreichischen Automobilfabrik ÖAF-Gräf & Stift AG fusioniert. Gräf & Stift hat bis heute in Linz und Wien-Liesing überlebt, als Teil der Marke MAN-Büssing werden nach wie vor schwere Nutzfahrzeuge gebaut.

1977 bezog Ford Austria ein neues Bürogebäude in Salzburg/Parsch, wo sich bereits seit 1957 das Zentrallager befand. 1979 gab es Überlegungen in Österreich ein Ford Montagewerk zu errichten, die sich dann jedoch aus unwirtschaftlich herausstellten. Im Rahmen von Umstrukturierungen wurde die seit 1958 als Kommanditgesellschaft bestehende Ford Motor Company (Austria) KG zum 1. September 1999 in eine GmbH umgewandelt. Die bisherigen Gesellschafter der KG, die Ford Werke AG in Köln und die Saar-Industrie Gesellschaft mbH sind auch die Gesellschafter der neuen GmbH. In weiterer Folge werden die Geschäftsanteile der Ford Werke AG und der Saar-Industrie GmbH an die 1998 gegründete Ford Deutschland Holding GmbH abgetreten, um eine einheitliche Eigentümerstruktur zu gewährleisten.
Ford übersiedelt 2003 das Büro für Öffentlichkeitsarbeit wegen der räumlichen Nähe zum Großteil der Medien von Salzburg nach Wien. Am 4. August 2004 verkündet die Ford Motor Company Austria, dass Ende 2006 der Firmensitz von Salzburg nach Wien verlegt wird. Ziel dieser Übersiedlung ist mehr Kundennähe im Privatkundenbereich – Wien ist eindeutig das größte Marktgebiet – und auch zu Fuhrparkkunden, die vorwiegend im Raum Wien beheimatet sind. Darüber hinaus ergeben sich Synergien in den Bereichen Kommunikation und Marketing.

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