Techno Classica 2013
Ford Modell T Bj. 1909 - also vor Einführung des Fließbands

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Autos für Jedermann – gebaut in revolutionär neuen Werken
Henry Ford verstand nicht nur viel von Autos. Er verstand auch als Erster, dass sie das Potenzial hatten, die Gesellschaft zu verändern. Bis dahin galten Automobile als Luxusgüter. Ford aber erkannte, dass sie – eine kostengünstige Fertigung vorausgesetzt – auch für die breite Masse erschwinglich sein könnten. Und dass die breite Masse sie liebend gerne kaufen würde. Folgerichtig suchte er nach effizienten Fertigungsmethoden, um mehr Autos zu einem niedrigeren Preis anbieten zu können.

Das Ergebnis dieser Suche ist weltbekannt: 1914 führte er im Werk Highland Park das Fließband ein. Das damit einhergehende Prinzip, den gesamten Produktionsprozess in einzelne Arbeitsschritte zu zerlegen, ist bis heute als Fordismus bekannt. Die Fließbandtechnik erlaubte eine enorme Produktionssteigerung beim bereits bestens eingeführten Modell T. Bereits 1918 war jeder zweite Wagen in Amerika eine „Tin Lizzy“. Bis 1927 wurden so mehr als 15 Millionen Exemplare dieses Jahrhundertautos gebaut – ein Rekord, der die nächsten 45 Jahre Bestand haben sollte.

Mit dem Bau des berühmten Werks „The Rouge“ näherte er sich ab 1917 seiner Vision einer integrierten Fabrik, die alle Fertigungsschritte vom Rohstoff bis zur Endmontage unter einem Dach vereint. Und tatsächlich wurde auf dem fast vier Quadratkilometer großen Gelände mit eigenem Kraftwerk und 160 Kilometer Schienensträngen das Erz bis zum geformten Stahlblech, der Rohkautschuk bis zum montierten Reifen umgeformt.

Während seine Fertigungsmethoden die gesamte Industrie in die Moderne führten, sollte eine andere Erkenntnis praktisch die gesamte Gesellschaftsordnung verändern: Henry Ford vertrat die Meinung, dass die Massenproduktion mehr Arbeitsplätze schaffen würde und dass die Beschäftigten genügend Geld verdienen müssten, um sich die kostengünstig hergestellten Autos leisten zu können. So führte er im Januar 1914 den 5-Dollar-Arbeitstag ein und beteiligte seine Arbeiter überdies an den Gewinnen des Unternehmens. Gleichzeitig verkürzte Ford die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden. Für die meisten Beschäftigten bedeutete dies zumindest eine Verdoppelung ihres Einkommens. Erstmals in der Geschichte der Industrialisierung konnten es Fabrikarbeiter zu bescheidenem Wohlstand bringen.

Die visionäre Rechnung ging auf: Ford stärkte massiv die Kaufkraft der Arbeiterschaft – und die gönnte sich mit Freuden das bereits für 575 US-Dollar erhältlich T-Modell. Die gestiegene Freizeit der Arbeiter heizte die Nachfrage nach Konsumgütern zusätzlich an. Historiker sind sich einig: Henry Ford legte die Grundlagen der modernen Konsumgesellschaft. Und viele von ihnen glauben, dass die Entstehung einer Mittelschicht in den USA erst durch Fords Lohnpolitik ermöglicht wurde.

Die großzügige Entlohnung seiner Arbeiter entsprang zwar vorwiegend Henry Fords wirtschaftlichem Kalkül. Gleichzeitig prägte jedoch auch sein persönliches Motto „Hilf deinen Mitmenschen“ seinen Führungsstil. Dabei glaubte er nicht an Almosen, sondern an Hilfe zur Selbsthilfe. Und er erkannte, dass Großzügigkeit durch motiviertere Arbeit und letztlich bessere Produkte belohnt würde. Zudem wies er seine Personalabteilung an, Job-Möglichkeiten für körperlich und geistig Behinderte zu schaffen und stellte sogar entlassene Strafgefangene ein. In Highland Park baute Ford zudem eine eigene Sprachschule für die zahllosen Einwanderer aus Europa auf, die eine der begehrten Stellen bei Ford ergattert hatten.
Text: Ford, Foto: M.Wi.

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