Fordson Model N Standard und Industrial

Baujahre 1929-1945; 31.461 Exemplare aus der Produktion in Cork/IRL (1929-1933), Manchester/GB (1933), Dagenham/GB (1932-1945), Genua (1932), Bologna/I (ab 1933) und Gennevilliers/F (ab 1933)
Antrieb: je nach Land 3,9 bis 4,4 Liter Vierzylinder Reihen-Benzinmotor mit 22-27 PS, Mischbetrieb mit Petroleum möglich, Dreigang Getriebe
Gewicht: ca. 1.550 kg

Fordson N

Der Typ N, dessen erstes Modell am 1. April 1929 in Cork fertig wurde, war nicht grundlegend neu. Die augenscheinlich größte Veränderung war die Farbgebung. Der gesamte Traktor inklusive der Felgen erschien in einem hellen Orange, welches als „Erntegold“ bezeichnet wurde. Die technischen Verbesserungen waren nicht weltbewegend. Der Luftfilter wurde in einen leicht zu bedienenden Ölbadluftfilter umkonstruiert, das Lenkgetriebe in ein Schneckengetrebe geändert und der Kühler bekam eine variable Jalousie zur besseren Kontrolle der Motortemperatur. Der neue Fordson war vorne schwerer und mit einer neuen Vorderachse ausgestattet um die Tendenz zum Aufbäumen zu verringern. Zudem hatte er nun hintere Kotflügel und einen stärkeren Motor mit Magnetzünder und Wasserpumpe. Gestartet werden mußte aber immer noch per Kurbel, einen elektrischen Anlasser bekam erst das Nachfolge Modell. Änderungen am Vergaser und am Vaporiser ermöglichten die Verwendung billigerer Kraftstoffe wie Paraffinöl, Lampenöl oder Rohöldestillaten. Das luftbereifte Land Utility Modell kostete 1938 195 Pfund und war damit der preisgünstigste Traktor. In Deutschland kostete 1939 ein Fordson Schlepper 3.375 Reichsmark. Kotflügel kosteten 100,- RM extra, eine Riemenscheiben für den Nebenantrieb 112,- RM. 1939 waren in England 55.000 Traktoren zugelassen, davon 35.000 Fordson.

Wieder einmal ziehen dunkle Wolken im Weltgeschehen dunkle Wolken auf und wieder ist Deutschland der Brandherd. Aus vorangegangener Erfahrung ordnet, ähnlich wie schon 1917 geschehen, die englische Regierung das Umpflügen von Grasland in Ackerland an. Eine Entschädigung von zwei Pfund bekamen die britischen Farmer für jeden umgepflügten Acre Grasland. Mitte 1939 bestellt die britische Regierung 3.000 Traktoren bei Ford Dagenham, um die Pflügekampagne voranzutreiben. Die Traktorproduktion in Dagenham lief auf Hochtouren, 2.000 Traktoren spuckte das Werk pro Monat aus. Am 3.September erklärt der britische Premier Deutschland den Krieg. Neben dem Landwirtschaftministerium ordert jetzt auch das Verteidigungsministerium tausende von Traktoren. Ihr Einsatzgebiet lag in der Rüstungsproduktion, aber vor allem als Zugmaschinen auf den Flugplätzen, die meist Grasplätze waren.

Die Fordson schleppten auf den Flugplätzen Bomben, Flugzeuge und Kerosin. Die RAF hatte auch David-Brown Zugmaschinen im Einsatz, doch wegen der robusteren in Öl laufenden Kupplung beim Fordson bekam Ford den Vorzug. Diese "Industrial" waren mit einer längeren Hinterachsübersetzung ausgestattet und damit rund 50 km/h schnell, hatten aber keine Kotflügel und auch noch die alte Fahrersitz Anordnung vom Vorgänger Modell-F. Große Stückzahlen gingen auch an Firmen wie Muir Hill oder Roadless Traction of Houslow um dort zu Grasmähern, Schneeschiebern oder Kehrmaschinen für Flugplätze umgebaut zu werden. Die Firma Roadless Traction konstruierte auch eine Halbkettenausführung für besonders schweres Gelände.

Im Sommer 1940, die politische Lage spitzt sich zu, wird nicht nur die Dagenham-Fabrik getarnt, um nicht zum Ziel der deutschen Bomber zu werden, und die bis dahin hellorange leuchtenden Fordson-Traktoren werden grün lackiert. Trotz getarnter Fabrik treffen in der Nacht vom 16. April deutsche Bomben das Ford Werk in Dagenham. Neben großen Gebäudeschäden wurden auch Teile der Traktorenproduktion zerstört. Doch schon wenige Tage später ging die Produktion mit ca. 100 Traktoren pro Tag weiter.

Wieder einmal sind es Frauen auf Fordson Traktoren, die Geschichte schrieben. Durch die deutsche U-Boot Blockade schwer gebeutelt brauchte man jede technische Unterstützung um die Produktionsflächen zu vergrößern und zu bearbeiten. Das Landwirtschaftsministerium ordnete das Pflügen von Parks und Sportplätzen an. Aus den USA werden 10.000 US-Ford Traktoren vom Typ 9N und 2N importiert. Die Stückzahlen, die Ford in den Kriegsjahren baut, sind kaum zu glauben. Von Kriegsbeginn Anfang September 1939 bis zum 10. November 1943 waren es 100.000 Fordson N-Typen. Und bis zum 8.Mai 1945 waren es sogar 137.483 Stück, die das Werk verließen – 95% aller in England hergestellten Traktoren.

In den Kriegsjahren bekamen die „Land Army Girls“ im „Boreham House“ das Traktorfahren beigebracht. Nicht nur das Bedienen und Fahren mussten die jungen Frauen lernen, auch alle Reparaturarbeiten konnten sie anschließend ausführen. Für die Weiterentwicklung wurden hier das ganze Jahr über Tests durchgeführt.
In Deutschland spielten diese Fordson Traktoren auch vor Kriegsausbruch keine große Rolle mehr, bedingt durch Importbeschränkungen und die übermächtige Diesel Konkurrenz. Aber Skandinavien erwies sich nach wie vor als guter Markt für Fordson Benzin Traktoren.

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