Autohaus Stock in Ingolstadt
In der Autobild-Ausgabe vom 17. November 2006 erinnerte ein Artikel an das
Autohaus Stock in Ingolstadt. Wie aus dem Nichts waren plötzlich alte
Neuwagen im Angebot, so manches Oldie-Herz schlug schneller und man begann
den Kontostand zu prüfen und Freiräume in den Garagen zu analysieren.
Neben dem Rückblick der Autobild erinnert sich auch Herbert an
seine damalige Reise nach Ingolstadt.
Der Besuch im Autohaus Stock in Ingolstadt war wohl eines der Ereignisse,
die einem selbst im Nachhinein immer noch wie ein Traum vorkommen. Lange
bevor das Haus durch die Presse ging und der große Rummel losging,
hatte ich von Heinz (Bimbo) von der Ford IG Rhein/Ruhr einen Hinweis
bekommen: In Ingolstadt gibt es einen ehemaligen Ford-Händler, der u.
a. ein dreistöckiges Parkhaus mit Neuwagen hat. Jetzt ist der Herr verstorben
und das Gelände wird von seiner Frau und seinem Sohn geräumt.
Bimbo hatte es dann auch geschafft, einen Termin für eine Besichtigung
zu arrangieren. Zu dieser Zeit bekam man nur Zutritt, wenn man angemeldet
war und echtes Kaufinteresse hatte. Nur mal eben vorbeischauen und gucken,
war nicht! Hans zeigte Interesse und wollte sich einen Hundeknochen
an Land ziehen, mich interessierte vor allem ein schöner P3. Wir sollten
also Samstagmorgen um 9:00 Uhr in Ingolstadt am Tor stehen und Bargeld mithaben.
Da Hans Spätschicht hatte, stand ich gegen 23 Uhr mit dem Wohnmobil
auf dem Parkplatz Nord, um die über 500 km lange Reise anzutreten. Wir
kamen dann auch ganz gut voran und konnten vor der Geschäftseröffnung
noch eine Mütze voll Schlaf nehmen.
Bimbo in Begleitung von Kalle trudelte pünktlich ein und
wir wurden nach kurzer Kontrolle hereingelassen. Jetzt erfuhren wir auch,
dass der Händler vor seiner Ford-Zeit schon DKW- und Borgward- Händler
war. Die Familie Stock hat auch noch eins oder mehrere Hotels in Ingolstadt
und weil der Chef Anfang der 80er Jahre keine Lust mehr hatte, wurde der
Verkauf von Ford-Fahrzeugen einfach eingestellt. Der Vertrag wurde seitens
Ford gekündigt und die Firma machte dicht. Die Familie Busis aus Hamburg
war ein paar Tage vor uns mit einem Fahrzeugtransporter aufgetaucht und hatte
u. a. die beiden neuen Granada mit fortlaufender Nr. mitgenommen, die wir
ja von einigen Treffen her kennen. Der letzte der neuen Badewannen stand
zum Abtransport bereit auf dem Hof.
In das Ersatzteillager durften wir nur einen kurzen Blick werfen: schwarze,
originale Blechteile bis unter die Decke! Zum Kauf von Ersatzteilen musste
man die Nummer kennen, dann wurde man bedient. Ich suchte damals die C-Säulenabdeckung
vom P5 Coupé – aber die war leider nicht mehr vorrätig. Meine Federbeinkappen unter dem Stehblech sind allerdings
Neuteile zum alten Listenpreis von Stock.
Im Parkhaus durften wir uns frei bewegen, soweit das bei der Packungsdichte
der Fahrzeuge überhaupt möglich war. Für einen Hundeknochen
waren wir allerdings auch schon zu spät. Zu meinem großen Schreck
hatte ich schon wieder mal leere Akkus in meinem Blitz – mit Fotos
war es also auch nichts! Der Gang durch das Parkhaus und durch die Ausstellungshalle
war wirklich ein Traum: neue Knudsen-Taunus standen in Reihe und gewachst
da. Man konnte nach Farbe auswählen. Im Schauraum standen mehrere neue
Fiesta I und ein grüner Granada I (der von Cornelius??). Die Fahrzeuge
waren wegen einer Frühjahrsaktion mit Blümchen beklebt und mit
den alten Preisen ausgezeichnet. Diese Preise hatten im Übrigen bei
dieser Aktion noch Gültigkeit!!
Absolute Knaller waren eine neue Borgward Isabella, die für 20.000 DM
den Besitzer wechselte, und ein Borgward P100 mit Tageszulassung und 80 km
auf der Uhr, der für 30.000 DM zu haben war.
Bimbo hatte festgestellt, dass sich in den Kofferräumen der Fahrzeuge
neue Prospekte aus den 60er und 70er Jahren befanden. Er ließ einen
größeren Geldbetrag bei Frau Stock und durfte dann die Kofferräume
und einen Papiercontainer auf dem Hof leeren. Sein Transit hatte danach absolut
keinen Federweg mehr! Kalle kaufte einen blauen 1er Granada Ghia Unfallwagen
mit 200 km auf der Uhr. Die Stocks hatten das Auto in Zahlung genommen und
wie so viele andere erst mal trocken abgestellt. Nur was wollte Kalle jetzt
damit anfangen? Er schlachtete das Auto vor Ort und ließ die Karosse
stehen. Die abgebauten Teile (Türen, Hauben, Inneneinrichtung, Lenkung,
Kotflügel usw.) landeten bei mir im Wohnmobil, die Motor-Getriebe-Einheit
fand in Bimbos Transit Platz. Außerdem musste das Wohnmobil noch die
1,5x2 m große Ford-Leuchtanzeige aufnehmen. Nachdem auch noch etliche
Prospekte eingeladen worden waren, machten wir uns ungefedert auf den Heimweg.
Unser größtes Handicap auf dem Rückweg war allerdings, dass
wir nicht mehr ins Bad und auf die Toilette kamen. Die Kiste war bis unters
Dach voll gepackt. Zuhause hab ich mich dann nach ein paar Stunden Schlaf
ganz schnell auf den Weg nach Essen zum Ausladen gemacht, ehe Sigrid die
Zustände im Wohnmobil registriert hat.
Der Sinn der ganzen Aktion, nämlich ein Auto zu kaufen, ist zwar daneben
gegangen. Trotzdem bin ich froh dafür, bei dieser wohl einmaligen Gelegenheit wenigstens vor Ort gewesen zu sein.
Herbert F.
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