Ford Finnland

Der erste Ford wurde 1904 vom Kaufhaus Stockmann in Finnland an den Priester Walter Lampén für 5.000 Finnmark verlauft. Einen Chauffeur bekam er mit dazu.Automobile waren In Finnland zunächst echte Raritäten. Nur drei Straßen führten zu jener Zeit nach Helsinki.
Als die ersten T-Modelle in Arizona auftauchen, erweckten sie das Interesse der Emigranten Alexander, Fritjof und Tor Nyberg aus dem finnischen Nedervetil. Die drei self-made Brüder planten einen Ford Vertrieb in Finnland aufzubauen. 1908 bekamen sie die Zusage der New Yorker Ford Vertretung und besuchten daraufhin die damals für Europa zuständige Vertretung in Paris. Auch dort bekamen sie grünes Licht, an einen Vertrieb in einer so abgelegenen Region, die damals noch zu Russland gehörte, hatte zuvor niemand gedacht. Zunächst mussten die Brüder erst ihren Führerschein machen. Danach eröffneten sie ihr Verkaufsbüro in Helsinki, ihren ersten Ford bekamen sie im Winter 1912. Das T-Modell mit Messing Kühler, Atzetylen Lampen und Stoffverdeck kostete die Drei 2.500 Finnmark (inkl. Transport und Abgaben).
Die enorme Nachfrage nach Probefahrten konnte kaum bewältigt werden und schon bald kamen die ersten hundert Bestellungen. Verkaufen konnten sie die Fahrzeuge für 4.400 Mark.
Die Nybergs blieben bis Ende des Ersten Weltkriegs alleinige Importeure, später wurde der finnische Markt seitens der Ford Werke in Dänemark und Schweden betreut.

finnische Ford Werbung 1923
finnische Ford Werbung 1923


Das Ford Werk in Finnland
Das Ford Werk in Finnland

Am 30. Januar 1926 kam es zur Gründung von O/Y Ford in Munkkisaari (Helsinki) und der Errichtung eines Montagebetriebs. Neben PKW waren auch die Traktoren mit ihren Benzinmotoren im hohen Norden sehr gefragt, denn Diesel hatten bei der dort herrschenden Kälte im Winter oft Probleme beim Starten. Schon 1929 wurde die Kontrolle der finnischen Aktivitäten wiederum Ford Dänemark übertragen. 40 Prozent der Firmenanteile der finnischen Ford Gesellschaft wurden an private Investoren veräußert.

Estakland Team vor dem Start zur Rallye Monte Carlo 1935
Estakland Team vor dem Start zur Rallye Monte Carlo 1935

Auch die vier estnischen Vertreter der Marken Ford, Mercury, Lincoln und Fordson wurden bis Kriegsausbruch von Finnland beliefert. Dazu gehörte ab 1924 die "Estländische Aktien-Gesellschaft für Landwirtschaft und Gewerbe", die neben G. Macher aus Köln ab 1935-1939 mehrfach mit einer Flotte Ford V8 an der Rallye Monte Carlo teilnahmen. War Tallin in Estland doch auch Startort für die damals als Sternfahrt ausgetragene Rallye.
1938 wurde Ford Finnland als erster Automobil Importeur an der Börse inHelsinki als Oy Ford Ab gelistet. Erst im Jahr 2000 erwirbt die amerikanische Muttergesellschaft alle Anteile zurück.

Rund ein Viertel aller in Finnland zugelassen Kraftfahrzeuge kamen damals von Ford. Auch die Armee zählte zu den Abnehmern, dort war insbesondere der Dreitonner V8 LKW beliebt. Henry Ford persönlich gewährte den Finnen kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs generöse Zahlungsbedingungen: Sie mußten bei ihrer Bestellung von 1.000 LKW nur zehn Prozent anzahlen, die restliche Zahlung war erst fünf Jahre nach Kriegsende fällig. Im Zweiten Weltkrieg wurde Finnland von sowjetischen und deutschen Truppen besetzt. Die von Henry Ford versprochenen LKW schafften es jedoch nicht in den Winterkrieg, die ersten erreichten erst während des Waffenstillstands das Land. Sie kamen zerlegt nach Finnland, um Platz  beim Transport zu sparen. Ein Schiff konnte bis zu 1.000 Ford laden, rund 4.000 Ford kamen während des Waffenstillstands. Zunächst wurden sie aus den USA in norwegische Häfen verschifft, von wo aus sie zur Montage nach Stockholm oder Umeå transportiert wurden. Später, nach der deutschen Besatzung, wurden norwegische Autos durch Petsamo transportiert und anschließend in Helsinki oder Vaasa montiert, wohin Ford während des Winterkrieges seine Betriebe evakuiert hatte. In Helsinki wurden Autos im Ford-Depot Hernesaari zusammengebaut, dort wurden auch im Krieg beschädigte und erbeutete Fahrzeuge repariert.

Während des Fortsetzungskrieges operierte Ford von Hernesaari aus, obwohl ständig Bombengefahr bestand. Die finnische Ford Tochtergesellschaft arbeitete während des Krieges eng mit den Streitkräften zusammen. Neben der Fahrzeuge Montage baute Ford wegen fehlendem Kraftstoff auch Holzgasanlagen. Durch den Krieg wurde es schwieriger, Ersatzteile aus den USA zu beschaffen, so dass ein Großteil der Teile während des Krieges in Finnland hergestellt wurde. Die Zusammenarbeit mit den Streitkräften steigerte Fords Operationen in Finnland. Der Umsatz verdreifachte sich in wenigen Jahren von 76,5 Millionen Finnmark 1940 auf 210,1 Millionen FIM 1943. Im letzten Kriegsjahr 1944 betrug der Umsatz von Oy Ford Motor Ab bereits 258,3 Millionen FIM.

In Deutschland hergestellte Dreitonner Ford wurden auch nach Finnland exportiert, sie waren dem amerikanischen Modell sehr ähnlich. Der deutlichste Unterschied zwischen dem deutschen und dem in den USA hergestellten Ford war die Windschutzscheibe, die in der deutschen Version einteilig und in der amerikanischen Version zweiteilig war. Außerdem war der deutsche Ford in der Spurweite etwas breiter als das amerikanische Modell. Er hatte in Fimmland den Spitznamen "Hävittäjä" (Kämpfer). Ein Teil von ihnen hatte hölzerne Kotflügel vorne, war doch ein mit Kotflügeln beladenes Schiff auf dem Weg nach Skandinavien gesunken und es mußte notdürftig Ersatz her. Nach Kriegsende wurden sie zivil eingesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewährte die Ford Motor Company Finnland Kraftfahrzeugkredite, mit denen rechtsgelenkte Fordson Sussex- und Thames-Lkw aus Großbritannien importiert wurden.

Bereits 1946 begann man im Hafen von Helsinki-Hernesaari Ford LKW zu bauen. Besonders die englischen PKW-Modelle waren später im hohen Norden geschätzt und verkauften sich rund dreimal besser als der Kölner Taunus. In den 50er Jahren begann sich die finnische Lkw-Flotte schnell zu regenerieren und amerikanische Hersteller wurden seltener. Damit begann die bis heute andauernde Ära der schwedischen Volvo und Scania sowie des heimischen Sisu.

"Colt" Protoyp - der spätere Capri - bei der Wintererprobung 1968
"Colt" Prototyp - der spätere Capri - beim Testen im Winter 1968

Heute spielt Finnland besonders bei der Wintererprobung in der Fahrzeugentwicklung eine wichtige Rolle. Alle Hersteller und Lieferanten tummeln sich im Winter nördlich des Polarkreises rund um die Kleinstadt Rovaniemi.

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