Ford Capri II

Baujahre: 1974-1977 in Halewood (GB), Saarlouis und Köln
Motoren: Vierzylinder Reihenmotor, 1.297-1.593 cm3, sowie V6 mit 2.000 - 2.993 cm3, 54-138 PS, Heckantrieb

Ford Capri II Ghia, 1974

Ford Capri II Ghia, 1974

Ende Januar 1974 wurde der Capri II (intern Diana) vorgestellt. Das beliebte Modell machte man nun mittels einer Heckklappe zu einem Kombi-Coupe. Vorne fanden sich zum Leidwesen vieler Anhänger rechteckige Scheinwerfern, die dem Capri ein etwas unvorteilhaftes Antlitz verliehen.

Technisch gas es wenig Neues. Die Starrachse hinten blieb, nachdem Ford beim Consul/Granada gemerkt hatte, daß sich die teuren Schräglenkerkonstruktionen nicht in der Käufergunst niederschlugen. Lediglich die Abstimmung wurde verändert, so daß sich die Fahreigenschaften zum Vorgängermodell wesentlich verbesserten.

Auch bei den Triebwerken wurde auf Bewährtes vertraut: Die schwächste Motorisierung mit der 1.300 cm3 Maschine, die nun statt dem aufwendigeren OHC durch den aus dem Escort vertrauten OHV ersetzt wurde, vermittelte nicht die rechte Fahrfreude in dem doch 1.010 kg schweren Coupé. Erst mit den 1.600 cm3  OHC-Motoren mit 72 und 88 PS konnte wenigstens der Hauch von Sportlichkeit aufkommen. Nach einer großen Lücke kam dann der 2.300 cm3 V6 mit 108 PS, der als ideales Aggregat für den Capri II im Hinblick auf Leistung, Laufruhe und Lebensdauer gelten kann. Topmotorisierung war schließlich der Essex Dreiliter-V6. Mit nur 138 PS verabscheute dieser Motor hohe Drehzahlen, kam jedoch einer schaltfaulen und niedertourigen Fahrweise durch sein enormes Drehmoment im unteren Drehzahlbereich sehr entgegen. Leider nahmen es die englischen V6 mit der Lebensdauer nicht so genau, viele hauchten schnell ihr Leben auf deutschen Autobahnen aus.
Die Borg-Warner Automatik wich einem Ford eigenen Getriebe mit höherem Wirkungsgrad.

Eine Umstellung gab es bei den Ausstattungen. Während die L und die XL Versionen nur bescheidene Ansprüche an die Ausstattung stellten gab es bei den GT-Versionen den größten Gegenwert fürs Geld. Hier wurden einzeln umklappbare Sitze und eine ansehnliche Uhrensammlung am Armaturenbrett geboten. Gegen Aufpreis gab es 5" Sportfelgen, H4-Scheinwerfer und Kartenleselampe.
Luxusversion war der Capri Ghia, der den GXL ersetzte. Nachdem Ford im Dezember 1972 die Turiner Karosseriebaufirma Ghia übernommen hatte, entwarf Ghia in Zusammenarbeit mit Ford Köln die Innenausstattung für das Spitzenmodell. Die Turiner entwarfen dazu vier Einzelsitze mit integrierten Kopfstützen und verpassten dem Topmodell zweifarbige Aluminium-Felgen.

Der Neue hatte eine schlechte Zeit erwischt. Sonntagsfahrverbote und Geschwindigkeitsbeschränkungen als Folge der Ölkrise ließen die Kauflust der Deutschen spürbar sinken, im Dezember 1973 wurden 48,2% weniger Autos zugelassen als im Vorjahr. Neue Konkurrenten gab es ebenfalls auf dem Markt. Zur gleichen Zeit wurde von VW der Scirocco vorgestellt, der ebenso wie der neue Manta B dem Capri Käufer abwarb. Zwar verkaufte sich der Neue gut, 1975 zeichnet sich aber ein starker Einbruch bei den Verkaufszahlen ab. Ford reagierte darauf mit dem Kölner "Konzept der Vernunft": Bewährte Modelle werden durch Mehrausstattung und verbesserte Garantiefristen aufgewertet.

So wird 1976 die Capri-Modellpalette komplett umgestellt. Die L-Versionen werden mit Sportfelgen und geteilten Rücksitzlehnen aufgewertet, die XL wird durch die GL-Version abgelöst, die nun mit dem langersehnten 2.000 cm3 V6 Motor, welcher den 88 PS 1.600 cm3 OHC ersetzt, ausgestattet werden kann. Der GL übernimmt die Sitze des bisherigen GT und bekommt die Seitenschutzleisten aus Gummi, die bisher dem Ghia vorbehalten waren.
Der GT wird durch den S ersetzt. Dieser unterscheidet sich von den anderen Capris durch mattschwarze Stoßstangen, Türgriffe und Zierleisten und besitzt einen Spoiler aus Kunststoff unter dem vorderen Stoßfänger. Des Weiteren wird er durch die 5,5" Alufelgen des Ghia, sowie Gasdruck Stoßdämpfer fahrwerkstechnisch aufgewertet.

Neu bei allen 76er Capris sind die Zusammenfassung der bisherigen Drucktasten in einem 3-Hebel System über dem Lenkrad, durch welches die Bedienung wesentlich erleichtert wurde. Außerdem wurde die Garantie auf ein Jahr ohne Kilometerbeschränkung heraufgesetzt.
Die neuen Capri 76 kommen bei den Käufern gut an, speziell der Zweilitermotor erweist sich als Kassenschlager, kombiniert er doch Laufruhe und Elastizität mit relativ niedrigen Verbräuchen und Standfestigkeit. Auch die S-Version trifft genau den Wunsch der Kundschaft,  für sie entscheiden sich 1977 63% der Capri-Kundschaft.

Im Oktober 1976 wird schließlich die englische Produktion des Capri eingestellt, alle Capris kommen nun aus Köln. Ebenso muß 1977 die Fertigung von Capris für den amerikanischen Markt eingestellt werden. Der Dollarkurs ist zu niedrig. Dabei hatte die American Sunroof Corporation im Ford Auftrag sogar noch knapp fünfzig Capri II R/S (als Stage V mit Turbolader) gebaut und unter die Leute gebracht. Doch für den Capri II läuft die Zeit ab, im Januar 1978 wird der Capri III vorgestellt.
Selten ist das ab März 1975 gebaute 'John Player Special' Modell. Schwarze Lackierung mit goldenen Seitenstreifen wie beim Grand Prix Lotus, Leichtmetallräder, getönte Scheiben zeichnen das Sondermodell aus.

Den MAKO Capri gab es bis 1978, offiziellen Zahlen zufolge wurden 33 Capri II und 17 Capri III umgebaut. Sein Schöpfer heißt Gerd Knözinger, ehemaliger Ingenieur der Ford-Rennabteilung. Angetrieben wird er vom amerikanischen V8 aus dem Mustang 302Boss. Zuerst wurde der Serienmotor ausgebaut und wird durch den Achtzylinder ersetzt, den Knözinger aus den USA bezog. Das auch optisch ansehnliche Kraftpaket hat einen Hubraum von fast fünf Litern und leistet stramme 250 PS bei 5800/min. Dieses üppige Angebot wird über ein Mustang Getriebe und eine angepaßte amerikanische Kardanwelle auf die Hinterachse geleitet, die vom Mustang II stammt und die auch mit Mustang -Trommelbremsen bestückt ist .Sowohl vorne als auch hinten sind Bilstein-Gasdruckstoßdämpfer montiert. Das Ganze rollt auf 7"-Felgen, vorn hat der Mako V8 innenbelüftete Scheibenbremsen. Ein Auto für Käufer, die automobiles Understatement schätzen. Denn das 33.000 Mark-Mobil sieht im Prinzip nicht anders aus als ein 1,3 Liter Capri. Nur die mattschwarze lackierte 4.9 an den beiden Flanken läßt ganz dezent erkennen, daß hier Hubraum und Leistung im Überfluß vorhanden sind.

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